"Das ist verrückt!", dachte ich mir. Im Herzen des Tanzes liegt eine Verbindung mit der Natur, die uns oft entgeht. Wenn wir uns der Musik hingeben und unsere Körper im Rhythmus bewegen, spüren wir eine tiefe Verbundenheit zur natürlichen Welt um uns herum. Die Schönheit des Tanzes liegt in Harmonie mit den Elementen – die…
“Look at a tree, a flower, a plant. Let your awareness rest upon it. How still they are, how deeply rooted in Being.”
– Eckhart Tolle
Poledance war für mich eine Veränderung, eine Gelegenheit, die gewohnten Pfade gesellschaftlicher und persönlicher Normen zu verlassen und mich auf Neues einzulassen – mich bewusst zu bewegen und wahrzunehmen. Dabei verstehe ich das Wort „bewusst“ oder „conscious“ als Sinnbild verschiedener Fähigkeiten. Für mich geht es darum, innere Zustände wahrzunehmen, Verhalten zu steuern und Reize zu unterscheiden. Es geht nicht mehr darum, was andere Menschen erwarten, sondern was wir als Person tief in unserem Herzen wollen; es geht um die Natur des Menschseins.
Bewusstsein durch Naturverbundenheit
Inmitten der Lichter und des Lärms können wir manchmal den Wert dieser Verbindung zwischen Mensch und Natur vergessen. Wir verlieren uns in den Momenten des Vergnügens und übersehen die Schönheit und die Bedeutung der Natur, die uns umgibt. Wenn wir jedoch unsere Sinne öffnen und achtsam werden für die Wunder der Natur, können wir eine tiefere Verbindung zu ihr spüren – eine Verbindung, die uns nicht nur inspiriert, sondern auch dazu ermutigt, nachhaltig und im Einklang zu handeln.
Das Zentrum der Naturverbundenheit ist das Bewusstsein, das uns inspiriert und leitet. In der Natur finden wir die Antworten, die uns voranbringen und uns den Weg weisen. Diese natürliche Intelligenz befähigt uns, unsere Umwelt zu schützen und das Leben für alle zu verbessern.
Meine Erfahrung mit Poledance in der Natur
Für mich war es ein großer Schritt, meine Pole in der Natur aufzustellen, ohne schützenden Raum, der mich vor fremden Blicken wahrte. Bevor ich mir letzten Frühling meine erste eigene Pole zulegte, war für mich klar: Es musste eine frei stehende Pole sein. Ich wollte die Freiheit haben zu spüren, wie sich verschiedene Orte beim Tanzen anfühlen. Als ich den Schritt machte und sie im Garten aufbaute, begann ich zu tanzen – ganz ohne Musik. Ich fühlte den Wind an meiner Haut und an meinem Körper; die Sonne wärmte mich und ich fand im Grün der Umgebung zu mir selbst. Ich konnte meinen Körper fühlen und mich fallen lassen. Auch ganz ohne Musik fand ich in meinen eigenen Takt und gelang in einen Zustand tiefer Verbundenheit und Dankbarkeit – einen Zustand, den ich im klassischen Poledance-Unterricht noch nie erlebt hatte. Ich konnte ganz präsent und bei mir sein.
Ich legte den Fokus nicht auf die Häuser, die weiter weg schienen und die Gedanken, dass mir fremde Leute zuschauen könnten. Mein Fokus war nur in meiner unmittelbaren Umgebung, was mir half loszulassen. Ich merkte, wie sich meine Sinne schärften. Ich verstand intuitiver, wann ich mit in eine Figur drücken oder ziehen musste; ich überraschte mich selbst mit unerwarteten Bewegungen und mein Geist wurde immer leiser und ruhiger. Und das ganz ohne mich aufzuregen, wenn eine Figur nicht ganz funktionierte, ich ließ es für mich einfach so aussehen, als wäre es Teil meiner Choreografie.
Die Inspiration der Bäume
Poledance ist ein Sport, bei dem man auf den ersten Blick nicht viel braucht. Eine Stange, vielleicht noch etwas Grip und Kleidung, die uns wohlfühlen lässt und uns Halt an der Stange gibt. Doch was haben diese Sachen für Auswirkungen?
Die Natur hilft uns nicht nur sich mit uns selbst zu verbinden, sondern sie ist auch eine großartige Mentorin. Werfen wir beispielsweise ein Blick auf die Bäume und ihre Lebensweise, können wir erahnen wie Nachhaltigkeit funktioniert.
Bäume brauchen den Schutz anderer Bäume, um halt zu bekommen. Ein einsamer Baum auf einer Lichtung steht zwar tief im Boden mit der Erde verwurzelt und streckt seine im Wind wehenden Äste in Richtung der wärmenden Sonne, doch wenn die Umgebung aber nicht die richtige ist, macht er sich angreifbar für äußere Gewalten wie Sturm und Erosion.
Wenn Bäume in Monokulturen wachsen, sind sie anfällig für Schädlinge sowie Krankheiten, da das natürliche Gleichgewicht des Ökosystems gestört ist. Werden den Bäumen dann Pestizide oder andere Pflanzenschutzmittel zugeführt, um die Schädlinge zu töten, werden die Pilz-Wurzel-Geflechte unter der Erde zerstört und damit ihr Kommunikationssystem und die Gesundheit des Waldbodens.1
Was braucht es also?
Es braucht Vielfalt: Damit meine ich verschiedene Arten von Poledance-Studios mit verschiedenen Stilen und Schwerpunkten. Es braucht unterschiedliche Hersteller von Stangen und Poledance-Kleidung oder Grip, die im Einklang mit der Natur wirtschaften. Außerdem braucht es einen geringeren Einsatz von Pestizide und anderen umwelt- und gesundheitsschädlichen Chemikalien. Es ist wie mit den Bäumen: Pflanzenschutzmittel sollten nur in Maßen eingesetzt werden, wenn es nicht anders möglich ist – niemals in Massen. Das Ökosystem Wald lehrt uns zudem: „aus Alt mach Neu“. Es werden nur alte Blätter zu Hummus zersetzt, wenn sie keinem Zweck mehr dienen können und selbst dann werden sie dem Kreislauf zurückgeführt. Man könnte sich also zweimal überlegen, ob das schicke Poledance-Outfit eines ist, das man bis zum Zerfall tragen könnte.
Und es sind nicht nur die offensichtlichen Dinge, die den Baum wachen lassen, es sind auch die kleinen Dinge – jede Blume, jede Biene, jeder Käfer – die ihren Beitrag leisten und in Symbiose mit dem Baum leben. So hat jede und jeder Einzelne einen Handlungsspielraum, um mit jeder kleinen Geste unsere Umgebung aktiv zu gestalten.
Die Kunst der Entscheidung
Es ist eine Entscheidung für die Umwelt, die Natur und sich selbst. Man muss eine Entscheidung treffen, sodass sie sich gut anfühlt.
Die Kunst der Entscheidung ist es, sich für etwas zu entscheiden und nicht gegen etwas. Den Mut zu haben, sich auf Neues einzulassen und sich auch nach Rückschlägen immer wieder aktiv für die Sache einsetzen. Genauso wie du wahrscheinlich auch schon die mutige Entscheidung für Poledance getroffen hast – entgegen den klassischen gesellschaftlichen Konventionen, sondern weil du gespürt hast, dass es dir gut tut. Und nicht vergessen: Das Leben beginnt dort, wo die Komfortzone aufhört.
Ausblick
Wenn wir uns über echte Nachhaltigkeit und Naturverbundenheit Gedanken machen, geht es nicht nur darum, die direkten Einflüsse zu betrachten, wie die Materialien und Chemikalien aus denen unsere Klamotten und das Grip hergestellt wurden, sondern auch die Ernährung oder darum unserem Körper etwas Gutes zu tun, sei es Übungen und Figuren richtig auszuführen, um uns nicht zu verletzen oder zu üben, uns in unserem Körper wohlzufühlen. Es geht auch darum, wie sie zu uns gelangen und unter welchen Bedingungen. Die nächsten Blogbeiträge sollen entsprechend mehr ins Detail gehen und auch beispielsweise auch zeigen, welcher Grip nun der Nachhaltigste ist. Melde dich gerne für den Newsletter an, wenn du nichts verpassen möchtest. 🙂
Liebste Grüße,
Riva
„Das Leben beginnt dort, wo die Komfortzone aufhört.“
Sehr wahr!
Was machst Du, wenn Angst aufkommt. Hast du Werte und Rituale, die dir helfen dieses Gefühl der Sichtbarkeit und Andersartigkeit anzunehmen und Dich zu representieren?
Absolut, das Zitat „Das Leben beginnt dort, wo die Komfortzone aufhört“ spricht eine tiefe Wahrheit an. Es ist völlig normal, sich unwohl zu fühlen, wenn wir uns auf Neues einlassen, aber es lohnt sich, die Komfortzone zu verlassen und neue Erfahrungen zu sammeln. Denn genau dort, außerhalb unserer gewohnten Grenzen, liegt das Potenzial für persönliches Wachstum und Entwicklung.
Wenn bei mir Angst aufkommt, versuche ich mich meistens zuerst mit mir zu verbinden. Es hilft mir vor allem, mich zurückzuziehen und Atemtechniken anzuwenden. Je nachdem, wie viel Zeit ich habe, versuche ich meine Gedanken zu ordnen und ihren Ursprung sowie das dahinterliegende Bedürfnis zu erkennen. Wenn ich das Gefühl habe, meine Ängste zu verstehen, fällt es mir oft viel leichter, sie zu überwinden.
In anderen Situationen gibt es mir wiederum Kraft, wenn ich mich mit Menschen umgebe, die mir Kraft geben und mich bei meinen Zielen unterstützen. Ich höre aus deinem Kommentar heraus, dass du womöglich dir ein Ziel gesetzt hast, das nicht unbedingt den gesellschaftlichen Konventionen deines Umfeldes entspricht. Falls das der Fall ist, würde ich mich darauf konzentrieren, warum du dieses Ziel verfolgst. Was steht dahinter?
In schwierigen Situationen ist es auch immer hilfreich, sich der eigenen Werte bewusst zu sein, da diese einem die Richtung weisen können, hinter der man selbst stehen kann.
Ich hoffe, dass meine Perspektive dir ein wenig helfen konnte.
Hab eine schöne Woche, Riva